Foto: D. Kokott

Mitglieder von consonare im Gespräch

Anna-Marie: Ich habe consonare ja das erste Mal im Altersheim gehört und das fand ich faszinierend. Ich habe gesehen, wie sich die Menschen daran erfreut haben, als der Chor gesungen hat. Es war schon so 'ne Art Perfektion in der Musik und ich habe lange nichts so Schönes, Gesungenes gehört. Und das hat mich sehr dazu motiviert mitzumachen und zu sehen wie auch ich mich vielleicht entwickeln kann und ich stelle jetzt schon in einem halben Jahr fest, dass es sehr viel bringt, dass man den Prozess während des Probens richtig mitverfolgen kann. Manchmal in der Probe ist einfach 'ne lockere Stimmung, wo's auch mal lustig ist und manchmal ist es total spannend, weil man immer mehr merkt: ja, das war jetzt einfach schön und so muss es sein!

Ina: Ich würde mich selber gar nicht als so ehrgeizig beschreiben, aber bei consonare war's so, dass ich gemerkt habe: ich kann in einem Bereich was lernen, wo ich gar nicht gemerkt hätte, dass ich da unbedingt was lernen will. Ich hatte halt einfach nur so einen Chor gesucht wie vorher. Ich hatte halt einfach nur Lust, mal wieder zu singen. Aber als Annette mir dann die Chance gegeben hat, habe ich gemerkt, dass ich bei ihr in jeder Stunde so viel mitgenommen habe. Ich habe über Sachen nachgedacht, da habe ich vorher nie drüber nachgedacht.

Hans: Für mich vielleicht das Wichtigste oder eine der wichtigen Sachen bei consonare ist, dass die Tenöre nicht geschont werden, dass wir genauso auch getrimmt werden, dass wir es ordentlich machen. In anderen Chören da werden die Tenöre nie geprobt: Na ja die armen Tenöre die wollen wir mal nicht stören und so. Ich glaube: consonare wird nicht langweilig, auch auf Dauer nicht.

Ina: Das glaube ich auch und das liegt sicher an der Musik und es liegt eben auch an den Leuten und dass man außerhalb vom Musik machen auch noch eine Ebene findet.

Anna-Marie: Mir gefallen auch die Pausen dazwischen. Es wird schön Tee gekocht, Unterhaltungen kommen zustande. Die Zeit ist dann immer so schnell herum.

Hans: Das sind für mich lauter tolle Leute, so 'ne ganz neue Situation.

Ina: Es war bei mir auch so in Dresden eigentlich das erste Mal, dass ich so n'Haufen "Verrückte" gesehen habe, wo ich dachte, also hier fühl ich mich wohl, weil, hier bin ich jetzt nicht exotisch, sondern, da hat jeder irgendwas …

Josefine: Irgendwie sind alle besonders …

Luise: Das ist eigentlich das Erstaunliche total die Vielfalt an Persönlichkeiten.

Josefine: ...aber auch die Herausforderung dabei, dass wir uns trotzdem irgendwie der Gruppe unterordnen müssen, zumindest vom Musikalischen her.

Hans: Das schafft Annette, weil sie so 'ne starke Persönlichkeit ist, die auch irgendwo sehr begeisterungsfähig ist. Es muss ja auch jemand da sein, der alle ein Stückchen in sich vereinen kann.

Anna-Marie: ...die vor allem ehrlich ist und wenn sie Konsequenzen verlangt, das auch wirklich so ehrlich sagt.

Hans: Ich find's toll, wie Stücke, die man eigentlich kennt und die man x-mal gesungen hat, dann doch wieder lebendig werden und das liegt daran, dass Annette das eben ganz anders macht. Zum Beispiel das "Cantate Dominum". Das haben wir mit unserer Nachbarschaft tausendmal gesungen. Irgendwie war es dann schon so langweilig. Aber wie's Annette dirigiert, ist das wie ein richtig neues Stück. Das ist jetzt, glaube ich, sogar mein Lieblingsstück in dem ganzen Programm. Es macht so'n Spaß, exakt zu singen.

Ina: Mir geht es ganz oft so bei Stücken, wo ich am Anfang denke: Oh, was für'n ödes Stück. Das soll'n wir jetzt singen? Das wird doch jetzt alles nichts. Aber wenn ich dann mitkriege, was sie alles für Gedanken hat dabei und wie sie auch mit diesen mehrstrophigen Stücken wirklich eine Geschichte erzählt, dann ist manchmal das Lieblingsstück im Programm eines, wo ich am Anfang dachte: Oh nee.

Josefine: In anderen Chören, da wurden einfach so die Strophen hintereinanderweg gesungen. Dabei ist es total wichtig, dass man versteht, was da gesungen wird!

Ina: Ich habe mir früher selber auch nie Gedanken gemacht, was ich eigentlich singe. Es hat sich schön angehört und vielleicht wusste man auch so ungefähr, worum's in dem Stück geht, Aber ich habe mir nicht so genau überlegt, was ich da eigentlich erzähle, weil ich auch davon ausgegangen bin, dass es sowieso keiner versteht.

Anna-Marie: Was ich auch sehr schön abwechslungsreich finde, ist, dass wir sowohl geistliche als auch weltliche Lieder singen und dann auch noch in verschiedenen Sprachen.

Ina: Ich find Deutsch zu singen am allerschwierigsten. Also gut, Isländisch war auch 'ne Herausforderung, aber Deutsch find ich am schwierigsten, da denke ich zu viel so, wie ich es spreche. Bei den anderen Sprachen lerne ich einfach die Laute. Aber beim Deutschen da ist mein "e", wenn ich ein "e" höre, noch lange kein "e" wie Annette es hören will.

Hans: Was dann noch schwieriger ist, ist das o und das u oder das ö und das ü voneinander abzugrenzen, zumal beim Singen, wenn's dann irgendwie höher geht …

Anna-Marie: ...oder die Konsonanten genauso laut zu singen wie die Vokale…

Luise: Da muss man sich auch immer wieder anstrengen, da helfen auch keine zehn Jahre consonare.

Josefine: Bei Konzerten, wenn man da mitsingt und man hört die anderen, die neben einem stehen, hinter einem stehen, hört ja auch, je nachdem welcher Raum das ist, den Gesamtklang, das ist irgendwie ein total besonderes Gefühl. Es läuft einem ein Schauer über den Rücken, weil es einfach so toll ist, dazustehen und mitzumachen. Das ist anders als alleine zu singen.

Ina: Oder wenn man manchmal merkt, wie's plötzlich so richtig auf das Publikum wirkt. Es ist dann vielleicht ein Stück, was einem selber vorher gar nicht so viel bedeutet hat, wo man merkt: Da springt irgendwie der Funken über. Das ist immer ganz schön.

Luise: Obwohl, manchmal merkt man erst gar nicht wie es wirkt. Manche Zuhörer sind ganz still und trauen sich nicht zu klatschen und man denkt: Uh, wie kommt denn das jetzt an, aber oft ist es dann auch, dass sie begeistert sind, es aber nicht sofort ausdrücken. Sie müssen ja wirklich, weil sie keinen Programmzettel haben, zuhören was passiert und was als nächstes kommt. Das finde ich gut.

Josefine: Die lustigen Stücke machen mit Publikum immer viel mehr Spaß als wenn wir die vorher proben. Einer fängt vielleicht an zu lachen oder so und die Leute lächeln uns an und dann denke ich: Ach so, das macht ja richtig Spaß, das ist lustig.

Luise: Und solche Momente, die genieße ich auch, da hab ich richtig viel Vorfreude in den Konzerten, wenn ich weiß: Jetzt kann ich gleich das Publikum zum Lachen bringen. Da kommt jetzt gleich das Wort, was überraschend wirkt.

Luise: Entspricht die Musik eurem persönlichen Musikgeschmack?

Hans: Ja. Ja, in der ganzen Bandbreite, vorher schon und durch consonare jetzt noch viel mehr.

Josefine: Ja, ich mag besonders die "Alte Musik" gerne.

Anna-Marie: Also ich hab sie jetzt kennengelernt.

Ina: Ich hab mir Chor sonst nie angehört. Ich kenne so gut wie gar keine Stücke. Ich singe sie jetzt gerne und ich habe jetzt auch einen Zugang dazu. Aber ich würde nicht sagen, dass es eine Voraussetzung ist, um sich für consonare zu interessieren.

Anna-Marie: Ich habe jetzt auch mit meinen Kommilitoninnen gesprochen über consonare, weil's mich auch am Tag immer mal so beschäftigt.

Josefine: Ich singe manchmal vor mich hin und die fragen dann: Was singst du denn da? Da muss ich dann erstmal die ganze Geschichte erzählen zu dem Stück.

Hans: Immer wenn ich allein bin, beim Wischen oder beim Wäsche zusammenlegen, habe ich einfach Lust, vor mich hinzusingen.

Luise: Ich singe gern auf'm Fahrrad.

Josefine: Das mache ich auch oft.

Luise: Beim Fahrradfahren kann man wunderbar üben.

Hans: Da gucken dann die Leute in der Straßenbahn komisch.

Luise: Ja, wenn man so aussieht und die nichts hören.

Ina: ...oder an der Bushaltestelle …

Luise: Ich hatte aber auch schon Phasen, wo ich dachte: Es ist jetzt nur noch anstrengend, wenn die Konzerte nicht so gut liefen und die Probenphasen. Aber ich habe irgendwie immer gewusst, dass es trotz allem gut für mich ist und dass es mir schaden würde, wenn ich es nicht weitermachte. Ohne consonare würde es mir schlechter gehen, das ist einfach so.

Hans: consonare hat Suchtpotential.

Luise: Ja, es macht glücklich!

Hans: Und man hat ständig den Drang, die Dosis zu steigern. Es deprimiert mich echt jeden Mittwoch, dass die nächste Probe noch 'ne ganze Woche hin ist. Das ist so wie es anderen Leuten vielleicht am Montag geht: Oh noch 'ne ganze Woche bis zum Wochenende ...